VAUDE und das Gemeinwohl
Bildquelle: Buchcover Vaude, Banner Adobe Express
Antje von Dewitz hat Vaude, aus Tettnang im Allgäu, in der Nachfolgeregelung von Ihrem Vater übernommen:
»Ich habe als Unternehmerin von ihm gelernt, Gegebenes in Frage zu stellen, für meine Überzeugungen einzutreten und den Mut aufzubringen, manchmal scheinbar unmögliches zu wagen.«
Antje von Dewitz hat mit »Mut steht uns gut« einen inspirierenden Erfahrungsbericht verfasst.
Empathie für die Zielgruppe
Ihre Beschreibungen haben mir wieder aufgezeigt, wie wichtig die richtige Empathie zu den Konsumenten ist. Nur wer seinen Konsumenten nachfühlen kann bietet auch die richtigen Lösungen an:
»... Ab diesem Zeitpunkt verbrachte ich so viel Zeit wie möglich in der Natur und nahm mit, was ich konnte: klettern, bouldern, raften, Kanu fahren, „Überlebenstraining“ in der Wildnis, alles, was das Outdoor-Programm der Schule hergab. Ich entdeckte, dass ich eine tief gehende Natur- und Outdoorleidenschaft besaß; dass ich mich erfüllt und eins mit mir selbst fühlte, wenn ich in der Natur unterwegs war … Mit wurde bewusst, welch seltenes Glück ich hatte: eine direkte Verbindung zu einem Unternehmen mit Produkten für etwas, das ich lieben gelernt hatte.«
Flexible Arbeitsbedingungen
Zeitlich und räumliche Flexibilität waren bei VAUDE schon Pre-CoVID-2019 gelebte Realität. Über die Hälfte der Mitarbeiter arbeiten in Teilzeit und sogar 15% der Führungskräfte. Würden alle 500 Mitarbeiter in Vollzeit arbeiten hätte VAUDE 150 Stellen weniger.
Durch diese Maßnahmen ist VAUDE als Arbeitgeber attraktiv für Frauen und Mütter. Unternehmen welche nicht auf Frauen als Mitarbeitende setzen, erleiden früher oder später einen Wettbewerbsnachteil. Hier sehe ich noch einen großen Nachholbedarf in der gesamten digitalen Branche.
»... Spätestens wenn sie das realisiert haben, werden sie sich anstrengen. Denn ohne auf die qualifizierten Frauen zurückgreifen zu können, werden Unternehmen sich im Wettbewerb schwertun. Da müsste es eigentlich der pure Eigennutz eines jeden Unternehmens sein, für Frauen attraktiv zu werden.«
Vertrauen und Wertschätzung sind das Fundament der Führung bei VAUDE. Dagegen sind Hierarchie, Machtwörter Kontrolle und starre Regeln wohl nicht vorzufinden.
Das Gemeinwohl
VAUDE arbeitet nicht nur mit einer finanziellen Bilanz. In der klassischen Sichtweise ist ein Unternehmen wirtschaftlich erfolgreich, wenn es hohe Renditen erwirtschaftet. Aspekte wie Umweltfreundlichkeit und Verantwortung in Lieferketten werden durch unsere aktuelle Ökonomie nicht betrachtet.
Selbst in Artikel 14 des Grundgesetzes steht: »Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohl der Allgemeinheit dienen.« In der bayerischen Verfassung Art. 151 steht sogar wortwörtlich: »Die gesamte wirtschaftliche Tätigkeit dient dem Gemeinwohl (…).« Durch »Mut steht uns gut« habe ich die Idee der Gemeinwohl-Ökonomie kennengelernt und das Buch dazu ebenfalls gelesen. In der Folge bin ich auch auf die Donut-Ökonomie gestoßen.
In der globalen Textilbranche ist dies auch für VAUDE eine Herausforderung:
»Aus unternehmerischer Sicht ist es das Wissen und die Erkenntnis um die eigene Verantwortung und die ehrliche und vor allem professionelle Suche nach Lösungen. Beides muss man sich systematisch und wissenschaftsbasiert erarbeiten. Das ist aus meiner heutigen Perspektive zu einer essenziellen Business-Kompetenz unserer Zeit geworden.«
Der Einblick in die Denkweise von VAUDE und Antje von Dewitz war für mich eine inspirierende Abwechslung. Eine Lektüre für Jeden der mehr als nur finanzielle Verantwortung im Unternehmen übernehmen möchte.