Handeln Unternehmer ganz natürlich agil

Bildquelle: Buchcover Springer Verlag, Banner Adobe Express

Es ist immer leicht gesagt - Angestellte sollen unternehmerisch handeln und denken. Doch was heißt das? Was können angestellte Manager von "frei handelnden" Unternehmern lernen? Fakt ist, in der Literatur findet die Unterscheidung zwischen Manager und Unternehmer kaum statt. Unternehmer wählen intuitiv einen iterativen, im modernen Sprachgebrauch agilen, Ansatz. Es wird ausprobiert, bewertet und dann weitergemacht. Dabei sind sie mit allen Sinnen nahe am Markt und holen sich direktes Feedback.

Wolfgang Zimmermann, beleuchtet in seinem Buch »Unternehmer sind Verrückte: Wie Unternehmer Grenzen überwinden und was Manager von ihnen lernen können (Springer Verlag)« genau diese Unterschiede.

Agile Haltung

Der Unternehmer beschäftigt sich mit neuen, unbekannten Themenfeldern. Diese sind schwer überschaubar und analysierbar. Das ist der Wendepunkt, an welchem klassische, lineare und planbare Modelle ihre Wirksamkeit verlieren.

Der innovative Gründer macht sich inhaltlich die Besonderheiten von Design Thinking zu Nutze. Er diskutiert seine Themenfelder mit Interessenten und hält sich nahe am Markt auf.

Anschließend beginnt der innovative Grüner einen iterativen Prozess. Der Kontakt zu möglichen Kunden bildet die notwendigen Feedback-Schleifen ab. Im Kern setzt sich der innovative Gründer mit Ungewissheit auseinander und macht sie beherrschbar.

Risiko, Unsicherheit, Ungewissheit und Umsetzungskreativität

Der Grad an Neuem im Themenfeld bestimmt ob es sich um beherrschbare Risiken, Unsicherheit oder sogar Ungewissheit handelt. Während des iterativen Prozess handelt der Unternehmer streng mittelorientiert und verbraucht nur die Ressourcen, die ihm zur Verfügung stehen. Seine Ressourcen ergänzt er konsequent mit Vereinbarungen und Partnerschaften. Er lässt sich nur auf Handlungen ein, die einen leistbaren Verlust zur Folge hätten. Unterwegs macht er sich Umstände und Zufälle zu Nutze. Diese Zufälle haben die Eigenheit, dass sie in der Betriebswirtschaftslehre überhaupt nicht vorkommen.

»Wer auf das Prinzip Gelegenheit hört, hat die Hälfte des Weges zum Unternehmer zurückgelegt.«

Peter Sloterdijk

Dabei konstruiert der Unternehmer eine eigene Wirklichkeit. Steve Jobs wurde in diesem Kontext ein »reality distortion field« zugesagt. Diese Konstruktion muss aber erst noch beweisen, dass sie der Realität standhält. Dafür hält der Unternehmer Ausschau nach Lücken, ist ein Praktiker und kommt deshalb schnell ins Handeln. Durch das Handeln lernt er ständig dazu und kann seine Konstruktion der neuen Wirklichkeit weiterentwickeln. Der nahe Kontakt zu Kunden und Interessenten sorgt schlussendlich dafür, dass die neue Konstruktion der Realität standhält.

Peter Drucker nennt diese Art zu handeln Umsetzungskreativität. Der Unternehmer entwirft erst eine neue Realität und setzt diese anschließend, auch gegen Widerstände, tatsächlich um.

Solche ambivalenten Situationen benötigen eine Führung die sowohl Ordnung als auch Chaos zulässt.

»Angenommen es besteht die Wahl zwischen Schwarz und Weiß, dann hat der Entscheider grundsätzlich vier Möglichkeiten: Er entscheidet sich für Schwarz (Variante 1) oder für Weiß (Variante 2), er kann sich aber auch für einen Grauton, also ein Sowohl-als-auch, entscheiden (Variante 3) oder für keine der beiden Farben (Variante 4).«

Aus dem Buch

Dieser Balanceakt benötigt eine Achse auf der sich überhaupt balancieren lässt. Diese Achse besteht einerseits aus der Identität des Unternehmers, andererseits aus (s)einer starken Vision.

»Beharrliches Fragen und Nachfragen sind ein gutes Instrument, um die Querdenkerfähigkeiten in der Organisation anzuregen. Wie können wir es für den Kunden besser machen? Warum hat das Gerät zwei Knöpfe und nicht nur einen? Legendär dafür war Steve Jobs, der mit ständigen Warum-Fragen seine Entwickler zu neuen Lösungen trieb. Sicher: Dieses beharrliche Fragen nervt die Beteiligten. Doch führt es dazu, dass Restriktionen gesprengt und eingefahrene Denkschemata überwunden werden.«

Aus dem Buch

Fazit: Was unterscheidet Unternehmer von Managern?

  • Der Unternehmer übertritt Grenzen, der Manager hält sie ein.
  • Der Unternehmer reagiert auf Gelegenheiten, der Manager bleibt seiner Linie treu.
  • Der Unternehmer probiert aus, der Manager rationalisiert.
  • Der Unternehmer begeistert durch seine Idee, der Manager konzentriert sich auf Planen, Steuern und Kontrollieren. 
  • Der Unternehmer bricht gerne einmal mit Konventionen, der Manager passt sich an.
  • Der Unternehmer hat eine hohe persönliche Haftung, der Manager ein Dienstverhältnis.
  • Der Unternehmer ist gerne Sinnstifter, der Manager hat eine Renditeorientierung

»Der Unternehmer ist ein innerer Konstrukteur und kreativer Schöpfer. Er schlägt mit seiner Vision eine Bresche in die Zukunft, er strebt nach noch nie Dagewesenem. Selbst wenn dieses Bild sehr vage ist, versteht er es, Begeisterung zu wecken und Mitarbeiter zu Gefolgsleuten zu machen. Dem Manager hingegen kommt die Rolle zu, Pläne zu kontrollieren und zu steuern, Lösungen zu erarbeiten, Taktiken zu entwickeln, sachlogisch zu verhandeln oder Strukturen und Abläufe zu optimieren. Er zerlegt die Probleme in Stücke.«

Aus dem Buch

Zurück
Zurück

Deep Dive - über selbstlernende Organisationen

Weiter
Weiter

Wie entstehen Innovationen?